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Donnerstag, 31. Oktober 2013

Wetter

Das Wetter interessiert den Bootsführer offenbar nur insofern es eine Gefahr darstellt. Deren sind drei:
  1. starke Winde (Sturm)
  2. Blitzschlag
  3. schlechte Sicht
Im Zeitalter von mobilem Internet, Niederschlagsradar und numerischen Wettermodellen mutet es fast altmodisch an, sich eine eigene Wettervorhersage aufgrund der Isobarenkarte zu basteln. Wo werden Isobarenkarten überhaupt noch abgedruckt? - Richtig, im offiziellen Lehrbuch der Vereinigung der Schifffahrtsämter, 13. Auflage 2013.

An Wetterlagen kennen wir hier offenbar: die Westlage, den Frontdurchgang (ebenfalls von Westen), die Bise, den Föhn, den Nordföhn und Sommergewitter. Das Wetter wird während der Fahrt beurteilt nach Wind, Wolken, Sicht und Luftdruck. Die Sturmwarnleuchten kennen zwei Gefahrenstufen:
  • Vorsicht: 40 Blinkzeichen pro Minute (2/3 Hz), Bodensee: 6 Beaufort
  • Sturm: 90 Blinkzeichen pro Minute (1.5 Hz), Bodensee: 8 Beaufort
Bei Gewitter auf See: Abstand von metallenen Bauteilen, Schrittspannung minimieren, unter Deck gehen.

Schlechte Sicht: verursacht durch Nebel oder Niederschlag.

Die Windstärketabelle: Die 13 Beaufort-Stufen (0 ... 12) stehen für Windgeschwindigkeiten bis 32 m/s oder 116 km/h oder 63 Knoten. Daraus lassen sich die Umrechnungsfaktoren ablesen:

  • 1 m/s = 3.6 km/h
  • 1 m/s ~ 2 Knoten
  • 1 Beaufort ~ 1.5 ... 2.5 m/s
  • die Mitte der Beaufort-Skala (6) liegt bei 13 m/s
Wikipedia sagt: v = 0.836 m/s  B^(3/2)

Die Bezeichnungen gehen von sehr leichtem Wind (B=1), über starken Wind (B=6) bis Orkan (B=12).

Beaufort ist offensichtlich französisch und bedeutet wohl "schön starker Wind".

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Was, warum, wie

Es heisst natürlich nicht A-Schein. Die offizielle Bezeichnung ist Führerausweis für Schiffe mit Maschinenantrieb, Kategorie A, und das auch bloss hier in der Schweiz. In Deutschland ist es der Sportmotorbootführerschein. Andere Länder, andere Scheine. Aber immerhin gegenseitig anerkannt. Darauf baue ich, denn Hand aufs Herz, hier in der schönen Schweiz auf den paar Alpenrandseen ist es mir zu eng. Das Skipper-Virus hat mich im Ausland befallen. Dorthin zurück führt mich, allem Anschein nach, der Schweizer A-Schein.

Es gibt nichts beruhigenderes auf der Welt, als am Steuer eines Kahns oder Hausbootes, fernab von Städten und Siedlungen, flussab, flussauf, oder kanalwärts vor sich hin zu tuckern, durch grüne Landschaften, kleine Städtchen, historische Wasserbauwerke. Vermutlich ist es der gleiche Grund, warum sich Autofahrer ein Reitpferd halten, oder Flugkapitäne joggen gehen. Das wirkliche Leben ist zu schnell. Wer in der Freizeit nicht den Entschleuniger fährt, landet im Burnout. Für mich ist es das Motorboot auf Binnengewässern.

Und so schenkte ich mir zum 52-sten Geburtstag die Ausbildung zum Führerausweis. Vorerst in Form des Büchleins "Gute Fahrt auf Schweizerischen Gewässern". Das gilt es nun für die Theorieprüfung zu studieren. Gerade mal 109 Seiten pro Sprache, das schaffe ich locker! - Um es etwas spannender zu machen, schenke ich mir ebenfalls ein Blog. Erstens, um meine Lernfortschritte zu dokumentieren, und zweitens, gibt es hier vielleicht noch andere angehende Schiffsleute, die das interessieren könnte. Also büffeln und bloggen wir los!

Das Büchlein hat 9 Kapitel (sinnigerweise 100 bis 900 nummeriert) sowie eine CD mit Prüfungsfragen. Das erste Kapitel ist der Index, das Stichwortverzeichnis, das andere Bücher am Ende platzieren. Ich überspringe die 8 Seiten.

Das zweite Kapitel beginnt mit einem Glossar. Hier soll wohl Seemanns-Latein gebüffelt werden, so dass sich erst einmal seetauglich anhört, was es noch nicht ist. Eine kleine Stichprobe: Seite 12 Spalte 2 enthält 15 Fachausdrücke, die ich zu erraten versuche: 9 richtig, 2 halb richtig, und 4 falsch oder nicht gewusst. Ich bin also aus dem Stand zu 67% Seemansgarn fähig. Der Wert muss natürlich noch gesteigert werden. Selbsttest für den Leser. Was ist:
  • Besan
  • Bilge
  • Blinklicht
  • Blitzlicht
  • Block
  • Cockpit
Die Auflösung: Besan ist auf mehrmastigen Schiffen der achterste (hinterste) Mast mit Segel. Bilge ist der unterste Raum im Schiff (hä?mein Schiff hat nur einen Raum, soviel ich weiss). Blinklicht ist ein Blinklicht... aber Achtung: es muss pro Minute mindestens 40 Mal aufleuchten (nach BSV 2 Absatz c!). Ebenso ist ein Blitzlicht nicht einfach ein Blitzlicht, sondern eines, das maximal 20 Mal pro Minute aufleuchtet. Ein Blinklicht ist also schneller als ein Blitzlicht. Logisch? Nein. Aber egal. Die Limite zwischen Blink- und Blitzlicht liegt offenbar zwischen 1/3 und 2/3 Hertz. Ausserdem erwarte ich dass ein Blizlicht pro Aufleuchten weniger lang leuchtet als ein Blinklicht. Doch in BSV steht wohl nichts darüber (mentale Notiz: nachschauen!). Ein Blog, äh, ein Block ist (so dachte ich mir) ein Teil eines Flaschenzuges, aber nein, die Definition ist bloss "Rolle zur Führung einer Leine", das habe ich mir als halb richtig bewertet. Und ein Cockpit! Nein, auch reingefallen. Kein Cockpit! Sondern ein uraltes englisches Wort, das genau das sagt, was es ist: eine Hockgrube. Oder wie unser Glossar meint "geschützter, vertiefter Raum an Deck für die Mannschaft". Die Google-Bildersuche muss ich erfolglos abbrechen: ob auf Flugzeugen oder Schiffen, ein Cockpit ist ein Steuerstand. Wir sind in guter Gesellschaft.

Ich komme später auf das Glossar zurück. Kapitel 1 enthält ausserdem: Baustoffe (im Schiffsbau), Wetter, Wettergefahren, Wetterlagen (schweizerische!), Windstärken, Schiffsteile bei Segel- und Motorschiffen, Antriebsarten, und Segelstellungen.

Moment mal, sagt da der Sportmotorbootanwärter: warum muss ich die Segelstellungen und Kurse zum wahren Wind einer Jolle und einer Segeljacht büffeln? Das Segeln ist nicht mein Ziel! Aber wie es scheint, gibt's für Nurmotorbootfahrer keine Ausnahmen: die Theorie ist die gleiche für alle. Dafür muss der Segelscheinanwärter die 8 verschiedenen Motorboot-Antriebsarten kennen (Aussenbord, Z, V, Starrwelle, S, Jet, IPS und SARO-Tunnel-Prop-Drive).

Also zurück zu den Baustoffen. Davon gibt es 11. Der Anwärter soll eine Liste von 11 Werkstoffen auswendig lernen? Bitteschön! Es sind dabei 3 Metalle, 5 Kunststoffgruppen, ein Naturstoff, 1 Kunststein, und eine Materialklasse. Die Metalle kann man leicht erraten... das dritte? Ganz einfach: Eisen und Stahl zählen als verschiedene Metalle. Bei den Kunststoffgruppen herrscht Willkür. Während GFK, Kohlenfaser und Kevlar einzeln zählen, werden PVC, ABS und ähnliche Kunststoffe zu einem Begriff zusammengenommen, die übrigen sind (das vergesse ich gleich wieder!) Materialien für Schlauchboote. Naturstoff und Kunststein sind klar: Holz und Zement. Der Pleonasmus ist dann der Baustoff Nummer 8, den ich oben "Materialklasse" nannte: Er heisst "Komposit". Wie wenn GFK, Kohlenfaser oder Stahlbeton keine Komposite wären! Da gibt's zwar ein Komposit-Beispiel "Holz mit GFK-Überzug", aber nein, diese Einteilung ist einfach nur willkürlich. Pfui, dass vergesse ich schnell wieder. Man darf ja bei der Prüfung zwei oder drei Fehler machen. - Und mein nächstes Boot baue ich aus reinem Silizium!

Das nächste Mal fahre ich mit dem Wetter weiter.

Dies ist ein Blog mit Kommentaren. Ich freue mich auf Beiträge von gegenwärtigen, und zukünftigen A-Schein-Besitzern!