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Sonntag, 10. November 2013

Binnenschiffahrtsrecht

Die Schweizer Schifffahrt wird geregelt durch das Bundesgesetz über die Binnenschifffahrt, die Binnenschiffahrtsverordnung, die Abgasverordnung und die Ausführungsbestimmungen zur Abgasverordnung:

BSG -> BSV -> SAV -> AB-SAV

Auf den Grenzgewässern (Boden- und Genfersee, Tessin) gibt es Internationale Abkommen (BSO), dazu Reglemente und Ausführungsbestimmungen.

1. Ausweise
Ausweise gibt es für Schiffe, Schiffsführer und Besatzung. Ausweise müssen mitgeführt werden.

Jedes Schiff braucht einen verantwortlichen Führer. Schiffsführer ist, wer die tatsächliche Befehlsgewalt innehat.

Ein Führerausweis ist nötig für Motoren über 6 kW oder Segel über 15 Quadratmeter.

Ausweiskategorien:

  • A: Motorschiffe (ohne B und C)
  • B: Fahrgastschiffe
  • C: Güterschiffe
  • D: Segelschiffe
  • E: Schiffe besonderer Bauart
Ausweis B und C gelten auch als A. Motorausweise gelten auch für Segler unter Motor. Kategorie D darf ein motorisiertes Segelschiff unter Segel fahren.

Führerausweis-Mindestalter: A ab 18 Jahren, C am 20 Jahren, D ab 14 Jahren. Ärztliche Zeugnisse nur für Profis (B und C). Mindestalter für Motorbootführer die keinen Führerausweis benötigen (z.B. bis 6 kW): 14 Jahre.

Ausweise gelten auf allen inländischen Gewässern, ausser Ausweis B, welcher nur für die geprüfte Strecke gilt. Ebenfalls auf Grenzgewässern ausser zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen: dort braucht es (ab 4.4 kW oder 12 qm) einen Eintrag des Geltungsbereichs (Verfügung 06).

Ausweise werden vom Wohnsitzkanton ausgestellt. Änderungen sind innert 14 Tagen zu melden. Ausweisentzug bei schwerem Fehlverhalten.

2. Gewässer- und Umweltschutz

Kein Dreck über bord. Logisch. Wenn es doch passiert ist (oder zu passieren droht): Polizei benachrichtigen.

Emissionen (Lärm, Rauch, Abgas, Treibstoff): so viel wie "ordnungsgemäss sachgemäss unvermeidbar" ist erlaubt. Das sind
  • 72 dB(A) Knatterton
  • Gemischschmierung bis maximal 2% (biologisch abbaubarem) Öl-Anteil, sofern keine Kondensate aus dem Kurbelwellengehäuse treten können.
  • 2-Taktmotoren mit Fremdzündung dürfen nur noch bis 2017 betrieben werden. Danach müssen sie SAV entsprechen.
  • Motoren, die seit 1995 hergestellt oder importiert wurden, unterliegen der Abgasverordnung (SAV).
  • Motoren von auf dem Bodensee seit 1993 gemäss BSO zugelassenen Schiffen müssen die Abgasemissionsvorschriften Anhang C von 1993 bzw 1996 erfüllen.
  • Abgasnachuntersuchungen:
    • jährlich für Fahrgastschiffe (auch unter 12 Plätze), Miet- und Güterschiffe
    • alle drei Jahre für andere Schiffe
    • Onboard-Diagnose II befreit vor Nachuntersuchung, muss aber innerhalb von 1 Monat geflickt werden wenn kaputt.
  • Unterwasseranstriche müssen der Biozidverordnung entsprechen und auf der Liste des BAG (online) aufgeführt sein.

 

Dienstag, 5. November 2013

Segeln: die Windrichtung

Heute für Motorbootanwärter wieder ein widerwärtiges Kapitel Segelkunde. Man kann es den Seglern zwar nachfühlen. Aber! Müssen sie denn für jede Windrichtung einen Namen erfinden??? womöglich plattdeutsch?

Seufz! Sie müssen.

Die Richtungen des Schiffes relativ zum Wind heissen:
  • Vorwindsektor (ohne präzise Gradangabe)
  • Raumsektor (bis 90°)
  • mit halbem Wind (exakt 90°)
  • Amwindsektor (90° bis "am Wind"-Richtung)
  • am Wind (ca 130°)
  • im Wind (hier kann nicht gesegelt werden)
Diese Winkel fliessen in folgende Audrücke ein:
  • Am Wind segeln bedeutet so stark wie möglich gegen den Wind fahren, ohne dass die Segel zusammenfallen.
  • Raumer Wind ist irgendwo zwischen am Wind und vor dem Wind.
  • Wenn man auf halbem Wind fährt, kann man dies
    • auf Backbordbug segelnd d.h. der Wind weht Richtung Backbord
    • auf Steuerbordbug segelnd heisst dass der Wind Richtung Steuerbord weht
  • vor dem Wind wird die Vortriebskraft vor allem durch Winddruck erzeugt, im Gegensatz zu allen anderen Segelarten, wo der Wind (ähnlich einer Flugzeugtragfläche) das gewölbte Segel umströmt und so laterale Kräfte ausüben kann. Die alten Rahsegler waren auf Vorwindfahrt optimiert (80° am Wind), moderne Segler sind im Gegenteil sehr gute Kreuzer (35° bis 40° am Wind) haben aber Mühe vor dem Wind zu fahren (Gefahr der Patenthalse), weshalb sie lieber vor dem Wind kreuzen.
  • im Wind sind die Segel gekillt und das Schiff hat keinen Vortrieb mehr. Dieses Bremsmanöver heisst Aufschiesser.
Ein Rahsegler in der Lagune von Venedig (2006)






Sonntag, 3. November 2013

Bekanntere Gewässer: das Motorboot

Nach so viel Seglerlatein zu einem erfreulicheren Thema: die Teile des Motorschiffs. Die VKS-Bibel zählt erst einmal deren 19 auf: Mittschiff, Bug, Heck, Steven, Bordwand, Wasserlinie, Unterwasserschiff, Cockpit, Blindboden, Backbord, Süllrand, Motorraum Achterschiff, Deck Vorschiff, Steuerbord, Hecklicht weiss 135°, Buglicht weiss 225°, Seitenlicht grün 112.5°, Seitenlicht rot 112.5°, Bilge (Innenraum).

Kauderwelschforschung: Der Steven scheint der Teil der Schiffsvorderkante zwischen dem Bug und der Wasserlinie zu sein. Wikipedia weiss, dass die beiden Steven Bestandteile des Schiffsrumpfs sind, nämlich die vordere und gegebenenfalls hintere, nach oben gezogene Verlängerung des Kiels eines Schiffes oder Bootes. Er besteht aus  vier- oder dreikantigen Holzbalken, rund geformten Flacheisen oder speziell geformten Stahlblechelementen.

Das Cockpit ist hier plötzlich nicht mehr die schmähliche Hockgrube der Segler (die Plicht), sondern schon eher der prestigiöse Führerplatz des Flugzeugs. Ich schliesse daraus:
Ein Motorboot ist kein Segelschiff mehr, aber noch nicht ganz ein Flugzeug.
Der Süllrand ist ein aufstehender Kragen an jedweder Schiffsöffnung: damit überspülendes Wasser weniger gut eindringen kann.

Übrigens, so merke ich mir die seitlichen Lichtfarben: Backbords steht der rotglühende Backofen. Der Steuermann fährt los, wenn die Ampel grün wird.

Warum die sonderbaren Abstrahlwinkel der Positionslichter?
  • Bug- und Hecklicht leuchten zusammen rundum weiss: 225° + 135° = 360°
  • Die Seitenlichter leuchten auf ihrer Seite direkt nach vorn, über die Seite, und noch 22.5° nach hinten. 90° + 22.5° = 112.5°
  • Die Seitenlichter leuchten genauso weit nach hinten wie das Buglicht: 225° / 2 = 112.5°
  • Warum genau 22.5°? Das ist ein Viertel des rechten Winkels, also ein 16tel des Kreises.
Auf dem Deck Vorschiff ist es mitunter recht gemütlich:


Samstag, 2. November 2013

Seefahrerlatein, die 48 Teile des Segelschiffs

Heute beginne ich zur Abwechslung mit dem Glossar, das es noch durchzuarbeiten gilt. Ich habe mir Spalten 15.2 und 12.1 durchgenommen, mit mässigem Erfolg: 8/11=73% und 9/15=60%. Gut, für einen ersten Versuch einer Landratte kann man das als "besser als nur geraten" qualifizieren. Aber der Weg ist noch lang...

Die neuen, mir bisher unbekannten Audrücke waren:
  • Auslegekategorien von Sportbooten
  • ausreffen
  • Backkiste
  • Backstag
  • beidrehen
  • Beisegel
  • Mole
  • Nahezuaufschiesser
  • Navigation
Dabei habe ich nicht nur unbekannte Begriffe herausgepickt, sondern auch solche, welche eine spezielle im Schiffahrts-Jargon eine spezielle, präzise Bedeutung haben, obwohl sie in der Umgangssprache ebenfalls vorkommen, dort allerdings in einem allgemeineren oder übertragenen Sinn.

Was reffen heisst, weiss auch der Laie: das Segel verkleinern. Dass ausreffen das Gegenteil davon sein soll, beziehungsweise "die verkleinerte Segelfläche wieder vergrössern", scheint mir aus der Babysprache entlehnt worden zu sein. Die Backkiste hingegen ist zur Abwechslung ein anschauliches Wort. Es handelt sich um eine Kiste, wo man sowohl drauf sitzen als allerlei nautischen Krimskrams verstauen kann. Die Kiste muss nicht notwendiger achtern oder gar backbord stehen. Die Vorsilbe "back" bedeutet ja sonst wie im Englischen "rück", was beim Schiff wahlweise hinten oder links bedeuten kann. In dieser Linie ist der Backstag ein Stag (Mastabstützung), und zwar nicht die linke, sondern die hintere (auf seemännisch: achtern). Um's etwas komplizierter zu machen gibt es auch den Achterstag. Ein Backstag ist sozusagen ein doppelter Achterstag.

Beidrehen, bedeutet anhalten, wollte man meinen. Aber nein, es bedeutet: mit dem Segelschiff anhalten, nämlich duch backstellen der Fock, oder ganz allgemein indem man den Wind aus den Segeln nimmt. Das Aufschiessen ist eine andere Methode, ein Segelschiff trotz Wind zu stoppen: das Schiff wird direkt in den Wind gesteuert, dadurch beginnen die Segel zu flattern und das Schiff verliert Fahrt. Bei hohem Seegang ist es besser, die Segel am Wind flattern zu lassen, dieses Manöver heisst Nahezu-Aufschiesser.

Eine Mole ist ein Steindamm zum Schutz eines Hafens oder einer Hafeneinfahrt. Das Ende der Mole heisst Molenkopf.

Unter Navigation versteht man in der deutschen Sprache die Verfahren zur Ort- und Kursbestimmung. Also genau das, was die Umgangssprache darunter versteht. Eigentlich erstaunlich.

Die Teile der Segeljacht
  1. Want
  2. Saling
  3. Vorstag
  4. Mast
  5. Masttopp
  6. Segellatte/Lattentasche
  7. Achterstag (siehe oben)
  8. Achterliek
  9. Grossbaum
  10. Grossschot
  11. Pinne
  12. Ruderblatt
  13. Spiegel
  14. Kiel
  15. Unterwasserschiff
  16. Wasserlinie
  17. Bugkorb
  18. Relingstütze
  19. Baum-Niederholer
  20. Grosssegel
  21. Vorsegel (Fock/Genua)
  22. Dirk
Weitere Teile in der Aufsicht
  1. Bugbeschlag mit Ankerrolle
  2. Luke
  3. Handlauf
  4. Fockschiene mit Hoepunkt
  5. Backskiste
  6. Winsch
  7. Fallstopper
  8. Schiebeluk
  9. Mastspur
  10. Scheuerleiste
  11. Vordeck
  12. Klampe
  13. Ankerkasten
  14. Cockpit
Teile der Segeljolle
  1. Bug
  2. Wellenbrecher
  3. Pütting
  4. Holepunkt
  5. Reitbalken oder Traveller
  6. Pinne mit Ausleger
  7. Ruderkopf
  8. Ruderblatt
  9. Freibord (das ist ein Mass oder eine Markierung, kein Schiffsteil!)
  10. Schwert
  11. Schwertkasten
  12. Spiegel