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Donnerstag, 27. Februar 2014

Fluss

Endlich, nach drei Wochen Zwangspause, geht es heute wieder auf den Rhein. -- Das Schulschiff war in der Winter-Überholung und der Fahrlehrer im sonnigen Florida. -- Zuvor habe ich mir aber noch eine andere Fluss-Reise ausgedacht: anstatt wie bisher mit Auto, Zug und Bus zum Kraftwerk Augst zu fahren, stetige ich heute in Pratteln aus. Hinter dem Industriequartier führt eine Brücke über die Autobahn und dort trennt mich nur noch Grünzeug vom Fluss, und die Rheinstrasse. Wo genau ich die Uferböschung überwinden und auf den Fußweg gelangen kann, werde ich vor Ort sehen. Es sind etwa zweieinhalb Kilometer Fußmarsch, aber ich habe dreiviertel Stunden Zeit und das Wetter ist heute wieder frühlingshaft prächtig. Ich blogge im grünen Tal von Gelterkinden und die Sonne scheint mit und Gesicht. Ich werde ins schwitzen kommen.
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Schwitzen nachgerade nicht, aber ins schwärmen könnte man durchaus kommen ob diesem hübschen Spaziergang. Ich nahm den Weg an der Kläranlage vorbei und überquerte die Rheinstrasse beim Fussgängerstreifen. Da führt auch eine Strasse zum Rheinufer hinunter, wahrscheinlich zum Wassereinlauf der ARA. So kam ich ohne zu klettern auf den Fussweg.



Das Weglein windet sich zwischen Wasser und Hang und muss oft abenteuerlich einem dieser  Fischerhäuschen ausweichen, die mit einem Galgen ausgerüstet sind, welcher ein quadratisches, horizontales Netz weit in den Rhein hinaushängen kann. Man glaubt, die Fische lachen zu hören ob dieser primitiven Kontraption. Aber nein! Würden Menschen ein Dutzend dieser Anlagen bauen (und eine Baubewilligung dafür einholen) wenn nicht irgendetwas dabei herausspringen würde? -- Vielleicht das gleiche wie bei und Schiffleuten: Freizeit am Wasser.

Die Fahrstunde ist unterdessen Routine: aus dem Hafen ausfahren, anlegen 45° backbord, anlegen 45° steuerbord, Schleusenvorhafen mit weiteren Landeübungen, dann in die Flussmitte und mit hoher Geschwindigkeit (20 kn) zum deutschen Anleger der Kaiseraugster Personenfähre, anlegen backbord mit den Fähren-Manöver (das ging heute schief, wir hatten mehr Rückenwind als der Fluss Strömung), dann zurück zum Schweizer Ufer,  Buglandung an der Dalbe beim Fährhaus, weiter stromauf zur Anlegestelle der Kiesschiffe, Buglandung an der fünften Dalbe (heute perfekt butterweich), weiter stromaufwärts zum Bootssteg der Wassersportfreunde, Anlegen mit Belegen, in Box einparken vorwärts, dann im Schuss wieder hinab zur Ergolz, zwei weitere Anlegeübungen, in den Hafen einfahren, rückwärts einparken, wenn noch Zeit bleibt machen wir am Liegeplatz noch etwas Theorie, Knotenübungen oder administratives.

Wenn ich das so erzähle tönt das nach furchtbar viel, aber ich schwöre, es geht ganz schnell, und die Stunde ist zu Ende wenn ich sie gerade erst zu genießen begann. Zwar kostet mich jede Lektion 120 Franken, das tut weh, denn ich bin ein qualifizierter Geizhals. Andererseits, wann habe ich je, und wann werde ich je wieder jede Woche eine Stunde auf dem Wasser verbringen?

Ein Tag auf dem Wasser. Ein guter Tag.


Freitag, 31. Januar 2014

Theorie --- geschafft!

Die Theorie-CDROM von BoatDriver ist wirklich das Lehrmittel der Wahl! Ich hab das VKS-Büchlein in die Ecke geschmissen. Die ganze unaufgearbeitete Didaktik! Ja, ich wollte sie hier im Blog selber aufbereiten und ausbreiten. Aber das Unterfangen war anspruchsvoll. Und BoatDriver hat die Arbeit bereits gemacht. Also, was soll ich auch noch?

Seit Tagen habe ich alle angeblich 400 Fragen des Katalogs im Kopf. Dies ist der letzte Stand meiner Prüfungsvorbereitung:


Zusätzlich habe ich die Prüfung auch noch in Französisch und Englisch geübt. Ein weiterer Vorteil der BoatDriver-CDROM. Denn was nützt es mir, wenn ich in der Loire oder im Canal du Midi treibe und eine Klampe suche? Das Ding heisst da "taquet". Die Android-App "Nautic Translate" ist zwar bei der Prüfung nicht erlaubt, beim Üben aber schon.

An die Prüfung hatte ich mich bereits vor Weihnachten angemeldet. Am Mittwoch war es soweit. Hintere Bahnhofstrasse 6, 1. Stock. Es handelt sich um das endlos lange Bürohaus hinter den Bahngeleisen, das vor ein paar Jahren jemand dorthin gestellt hatte, man weiss nicht wer. Dafür hat die Stadt nun wahrlich nicht den nationalen Ortsbildpreis gewonnen. Oder doch? Wenn die Hintere Bahnhofstrasse eine Kurve macht, dann macht das Haus auch eine Kurve --- biegsamer Beton! Das Innere des Hauses fühlt sich an wie der vom Amt aufgebotene Mani Matter: "und dür die lääre Gäng da het me ds Echo ghört dervo".

Doch dann plötzlich Menschen, Gedränge, junge Männer (nur Männer!) etwa drei Dutzend zusammengepfercht in einer Betongrotte, Anspannung, Erwartung. Bald stellt sich einer der jungen Männer als Verkehrsexperte und Prüfungsleiter vor und bittet uns in eine andere Betonhöhle, mit Computern.

Die Prüfung unterscheidet sich vom Übungsprogramm nur in der Hintergrundfarbe. Wie beim Übungsprogramm bin ich nach 10 Minuten mit dem Beantworten der 60 Fragen fertig. Andere geben vor mir ab: manche mit einem Fehler oder keinem, andere fallen durch.

Die ganz jungen machen vielleicht die Motorfahrrad-Prüfung, sind also 14 Jahre alt. Oder vielleicht sind sie auch schon 18 und sehen jünger aus. Oder sie bewerben sich für irgendeine der Kleinmotorrad-Kategorien, über die ich keinen Überblick habe. Einige ältere Herren über 30 sind auch dabei. Einer trägt eine Jacke mit dem Logo eines bekannten Spediteurs. Der macht natürlich eine Lastwagen-Prüfung. Aus dem Augenwinkel sehe ich auf dem Bildschirm rechterhand ebenfalls LKW-Technik. Einen bärtigen Seemann entdecke ich nirgends. Vielleicht bin ich heute der einzige, der in diesem Kanton die theoretische Schiffsführerprüfung ablegt.

Weil dies eine Prüfung ist, gehe ich jede Frage noch einmal durch, aber es gibt keine Zweifel, ich wusste alles. Ich klicke auf "Prüfung beenden", packe meine Sachen und gehe zum Kursleiter. Resultat: bestanden, ohne Fehler.

Tags darauf (30. Januar) bin ich wieder auf dem Rhein für meine achte Fahrstunde. Wie immer üben wir die verschiedenen Anlege-Arten, und heute auch das Mann-über-Bord-Manöver. Der Fahrlehrer schätzt, dass ich insgesamt etwa 17 Stunden bis zur Prüfungsreife brauche. Er hat zweifellos recht.


Mittwoch, 8. Januar 2014

Mehr vom gleichen

Die Weihnachts- und Neujahrsfesttage sind vorbei und der Bootsfahrschul-Betrieb hat schon wieder begonnen. Doch zuerst zu meinen beiden nautischen Neuanschaffungen: wie angedroht habe ich das Boots-Simulationsprogramm "Seamulator" gekauft, und dazu die Theorie-Prüfungsvorbereitung vom Boat-Driver-Verlag.

Seamulator-Vollversion
Ich muss sagen, ich bin schon etwas enttäuscht. Die Vollversion ist genau dasselbe wie die Demo, einfach mit etwa 6 Fahrgebieten statt der etwa 2 in der Demo. Keine neuen Boote, keine neue Physik, keine Fliessgewässer, einfach bloss mehr vom gleichen. Mehr Meer. - Irgendwie stellte ich mir vor, man könne auch Szenerien kreieren oder herunterladen, aber das scheint bei diesem Produkt nicht der Fall zu sein. Ich hoffe, dass ich mir irre.

Theorie A/D BoatDriver Swiss CD-ROM
Dieses Produkt hingegen ist genau was mir noch fehlte. Das offizielle Lehrbuch der Vereinigung der Schifffahrtsämter ist so übel, dass BoatDriver gut daran getan hat, eine Alternative zu erarbeiten, welche didaktisch und darstellungsmässig überzeugt. Der hohe Preis scheint gerechtfertigt. Hier mein Lernfortschritt:


Ich bin am 29. Januar zur Theorieprüfung angemeldet. Juhhui!

Eine weitere Neuigkeit erfahre ich eben jetzt: dieses Blog hat seinen ersten Follower. Vielen Dank! Bitte auch offiziell "Follower" werden, Claudia! Und natürlich überall klicken und kommentieren! Dies ist ein Blog. Ein Blog lebt von seinen Lesern.

Du darfst übrigens auch jederzeit als Passagier während der Fahrstunde aufs Schulschiff kommen und etwas Rheinluft schnuppern. Das Boot ist für 6 Personen zugelassen und gut geheizt. Dies ist eine persönliche
Einladung (OK, nicht für morgen, aber jeden anderen Donnerstag im Januar).

Ahoi