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Montag, 23. Dezember 2013

Boot-Fahr-Simulator

Nach der dritten Fahrstunde ist mir nun klar wie es weiter geht bis zur praktischen Prüfung: üben, üben, üben!

Das geschieht typischerweise in der Fahrstunde. Jede beinhaltet etwa 50 Minuten Übung, Kosten 120 Franken, plus eine knappe Stunde Anfahrt, plus Rückfahrt. Das leiste ich mir ein Mal pro Woche.

Wie wäre es, diesen Lernprozess zu beschleunigen und damit zu verbilligen? Natürlich mit Computer. Hat nicht jemand eine Bootsfahr-Simulation geschrieben, die zwar nicht super-realistisch sein muss, dafür die Steuerung und die Fahrphysik genügend genau abbildet, um die zum richtigen Fahren benötigten Synapsen im Hirn beschleunigt aufzubauen?

Natürlich hat jemand! Auf Anhieb finde ich drei Motorboot-Simulationen:
  • Flash-Simulation von http://bylege.com/
  • Schiff-Simulator 2012 von Astragon
  • Seamulator von http://www.halycon.de
Während die Flash-Simulation sehr einfach aussieht und nur gratis erhältlich ist (nämlich weil sie im Browser läuft), sind die beiden anderen kommerzielle Spiele, die auf CD vertrieben werden und je um die 20 Euro kosten, also im Billigsegment. Demo-Versionen zum Herunterladen stehen zur Verfügung.

Der Flash-Simulator von bylege.com
ist ein sehr einfaches Programm: es enthält nur die Aufsicht eines kleinen Motorbootes, welches auf einer unendlichen torusförmigen Wasserfläche gesteuert werden kann. Zusätzlich gibt es eine Kompassanzeige. Trotz ihrer Einfachheit ist  diese Simulation sehr zu empfehlen. Wer es nicht schafft, dieses Bötchen sicher zu beherrschen, wird auch keinen Öltanker in den Hafen manövrieren. Also erst einmal alle Manöver hier üben!

Der Simulator funktioniert leider nicht auf Flash 11,2,202,280 (Linux), nur auf dem neuesten Flash unter Windows.

Schiff-Simulator 2013 von Astragon
Attraktiv ist das Thema "Binnenschifffahrt". Der Rhein soll vollständig zwischen Frankfurt und der Holländischen Grenze enthalten sein. Die Aufträge bestehen immer darin, Waren von A nach B zu transportieren. Sogar die Hafenkräne zum Be- und Entladen der Schiffe sind simuliert!

Wikipedia schreibt: "Der wirtschaftliche Erfolg der „Alltagssimulationen“ der Firma Astragon kann von vielen klassischen Spielemagazinen und Spielern nicht wirklich nachvollzogen werden, da sich die Spiele zumeist durch ein sehr einfaches Spielprinzip, mittelmässige Grafik und eher durchschnittliche Wertungen auszeichnen. Sie sind trotzdem oftmals Verkaufsschlager."

Ich kann das nur bestätigen. Die Demo erlaubt es, ein grosses Frachtschiff auf dem Rhein durch Koblenz zu steuern. Die Grafik ist auf dem Stand von Microsoft Flugsimulator 1983. Ich habe keinen allzu alten PC, einen Dell Opti Quadcore mit 4 GB RAM, aber selbst mit 1024x768 Pixeln ist die Bedienung sehr teigig, der Cursor geht wie durch Schlamm, und die Wiedergabe des Armaturenbretts fehlt vollständig. So ist es auch nicht möglich, die Flusskarte und das GPS zu benützen. In der Vollversion wird es wohl auch nicht möglich sein, die Aufträge abzuholen.

Der Schwerpunkt des Spiels liegt eindeutig auf der Grossschifffahrt. Das Fahrverhalten des grossen Kahns ähnelt in keiner Weise meinem 6-Meter-Schulschiff. Es soll angeblich auch ein kleineres Schiff vorhanden sein, aber in der Demo fehlt es.

Für mich ganz klar: die 20 Euro spare ich mir.

Seamulator von Halycon
Hier ist die Betonung mehr auf Hochsee, wie der Name "Sea"-mulator schon sagt. Die Demo erlaubt die Auswahl zwischen einem kleinen Motorboot (Yacht) und einem Segelschiff. Als erstes wird man durch ein sehr gutes Tutorial geführt, um die wichtigsten Bedienungshandgriffe zu lernen. Danach hat man die Wahl zwischen einem Mündungsgebiet in Südirland und einem in der Karibik.

Auch hier ist die Grafik nicht überragend, aber für meine Zwecke mehr als gut genug. Das Motorboot reagiert recht realistisch auf Steuer und Schub. Der Wellengang scheint mir übertrieben, aber vielleicht bin ich noch nie auf See gefahren. Das Wetter lässt sich einstellen. Anlege- und Ablegemanöver lassen sich vernünftig üben. Andere Schiffe tauchen eher unrealistisch plötzlich auf und verschwinden wieder.

Ich bestelle mir die Vollversion auf CD.

Etwas sonderbar finde ich, dass ich, egal was ich tue, immer Strafpunkte kriege, weil ich angeblich auf der verkehrten Seite einer Seitenmarkierungs-Boje gefahren bin. - Bis ich merke, dass hier etwas falsch ist! Dank Wikipedia erfahre ich, dass Seitenmarkierungen nicht überall so sind wie hier in Europa. In der sogenannten IALA-Region B bedeutet grün=links und rot=rechts, also genau ungekehrt als bei uns. Nun befindet sich Irland aber eindeutig in der IALA-Region A. Deshalb muss in der Simulation ein Fehler vorliegen. Ich vergass zu erwähnen, dass Seamulator nur Englisch mit mir spricht. Es scheint sich also um ein amerikanisches Produkt zu handeln, obwohl sich Halycon.de als deutsche Softwareschmiede ausgibt.

Erfolg
Trotz nur dreitägiger Simulator-Evaluation hat sich meine Manövrier-Kompetenz so weit verbessert, dass ich in der vierten Fahrstunde am 19. Dezember die Buglandung dreimal perfekt hinkriegte, ganz im Gegensatz zur vorhergehenden Fahrstunde, wo ich noch verzweifeln wollte. Weiter so!

P.S. Deutsche Theorie-Übungsprüfung online hier: http://www.tim.sf-ub.de/

Dienstag, 10. Dezember 2013

Die dritte Fahrstunde


Ich nahm einen Vormittag von der Arbeit frei und fuhr wieder über die Staffelegg, diesmal unbehindert auf der Autobahn bis Augst. Es ist ein blendend sonniger, eisblau und kalter Dienstag. Im kleinen Hafenbecken von Augst hat sich eine dünne Eisschicht auf der Wasseroberfläche angesetzt und Roman erzählt, dass er sich frühmorgens als Eisbrecher betätigte.

Tatsächlich knirscht es noch etwas beim Ausfahren. Ich fahre bereits wie gewohnt Richtung Flussmitte und will gerade Kraft voraus geben, da entdeckt mein Lehrer, dass die Schleusen-Ampel auf grün steht. Sofort stelle ich die Maschine auf Rückwärtsgang und schon naht flussabwärts ein Ungetüm von Kahn: ein leerer Kiestransporter fährt in die Schleuse ein. Roman grüsst den Schiffsführer mit Handzeichen: man kennt sich.

Wir ziehen uns in die Ergolzmündung zurück und üben ein paar Anlegemanöver. Unterdessen ist die Gefahr vorüber. Wir fahren nach Kaiseraugst hinauf und üben wie schon letztes Mal das fährende Anlegen backbord und steuerbord. Trotz leichtem Wind treffe ich auf Anhieb zielgenau.

Unterwegs stellt er mir wie gewohnt Theoriefragen. Ich trumpfe auf und weiss alles. Ausser, was die zwei weissen Ringe an der Boje in der Ergolzmündung bedeuten: "Zusammenfluss  zweier Gewässer". Aber das stehe nicht im Büchlein, sondern ist Extra-Stoff. Offenbar denkt er, ich kenne das Büchlein jetzt gut genug.

Dann zurück zum Gästesteg, Anlegen am Bug: 1 Meter daneben. Nochmals: 1 Meter in die andere Richtung daneben. Mit Romans Hilfe korrigiere ich und treffe das Ziel. Dasselbe an der Mauer im Schleusenvorhafen: 0.5 Meter daneben, nochmals daneben, zuletzt noch 15 Zentimeter, die wir hüpfend überwinden. Getroffen!

Leider ist die Stunde schon wieder fast um. Ich fahre in den Hafen und parkiere rückwärts. Dank Romans Rückmeldung fühle ich mich schon ganz sicher. Ich bin nicht sicher, ob ich den Anlegesteg auch ohne ihn so perfekt treffen würde.

Nächste Woche ist Donnerstag Nachmittag angesagt. Wir vereinbaren noch Termine für den ganzen Monat Januar, meistens am Donnerstag.


Mittwoch, 4. Dezember 2013

Test-Theorieprüfung

Wie wär's wenn ich zur nächsten Fahrstunde den Lehrer mit lückenlosen Theoriekenntnissen überraschen würde? - Im VKS-Büchlein ist eine CD-ROM mit einer Testprüfung. Sie enthält 60 Fragen, die in 50 Minuten zu beantworten sind.

Nach 15 Minuten habe ich 55 Fragen richtig beantwortet. Die fünf falschen waren:

1. Flaggen blau-weiss, vertikal geteilt. Frage: wie nahe darf man diesem Zeichen kommen?
Richtige Antwort: Taucher. Abstand 50 Meter!

2. Blaue Tafel mit weissem Pfeil nach rechts.
Bedeutung: empfohlene Richtung (Gebot wäre schwarz auf weiss mit rotem Rand)

3. Ein Anker, bestehend aus zwei flachen Eisen, einer Querstange, und einer Befestigungsstange.
Name: Danforth-Anker

4. Zwei weisse Lichter übereinander.
Bedeutung: gefährliche Verankerung

5. Auf dem Rhein: Muss ein Motorschiff einem Segelschiff ausweichen?
Antwort: ja

Das war schlecht. 8% Fehler. Und wenn ich den Test noch einmal mache? Kommen wieder dieselben Fragen? --- 11 Minuten später: Nein! Die Fragen werden zufällig zusammengestellt. Jetzt habe ich nur noch zwei Fehler.

1. Topplicht rot über Weiss
Bedeutung: Schutz gegen Wellenschlag
(Schutzbedürftiges Fahrzeug, schutzbedürftige schwimmende Anlage oder schutzbedürftiger Schwimmkörper. Vorbeifahrt in möglichst weitem Abstand, Geschwindigkeit vermindern, Sog und Wellenschlag vermeiden.)

2. Genfersee: wie weit vom Uferweg dürfen nicht immatrikulierte Schiffe kürzer als 2.5 Meter fahren?
Antwort: 300 Meter

Und gleich nochmals weil's Spass macht: nur noch ein Fehler. Juhu, ich kann's (?).

Dienstag, 3. Dezember 2013

Die zweite Fahrstunde

Heute bin ich in aller Frühe via Staffelegg an den Rhein gefahren. Aber Achtung, die Baselländer sind schon vorher da und stauen sich auf der Autobahn ab Rheinfelden-Ost. Ich fahre bei Rheinfelden ab und lege das letzte Stück auf der Hauptstrasse zurück. Trotzdem bin ich ein paar Minuten zu spät im Hafen von Augst. Immerhin hatte Roman so genügend Zeit, das Boot aufzutanken und die Heizung einzuschalten. Und die Sonne, um aufzugehen.

Zehn nach acht fahre ich aus dem Hafen aus, und wir nehmen gleich Kurs auf die Flussmitte und den Deutschen Steg der Kaiseraugster Fähre. Heute darf ich "fährelen", das heisst backbord anlegen gegen die Strömung, indem das Boot einen leichten Winkel gegen Backbord hat, und per Motorstössen immer auf gleicher Höhe im Fluss gehalten wird. Etwa 2.5 Bootslängen vom Steg weg beginnt das Manöver und endet butterweich am Steg, so dass ein Passagier ("die Grossmutter" sagt Roman), ohne zu belegen problemlos ein- oder aussteigen könnte.

Ablegen ebenfalls mit einem Fährmanöver Steuerbord.

Rüber zum Steg der Grossschiffahrt in Kaiseraugst, und gleiches Manöver steuerbord. Und weil's so schön war nochmals am Schweizer Steg der Fähre wenige Meter oberhalb. Das Fähren-Anlegemanöver beherrsche ich!

Wir fahren zurück richtung Kraftwerk. Eben schleust ein grosser Kahn bergwärts (er hat Futter geladen, weiss Roman). Das gibt Anlass zur Frage: Wie viel Abstand müssen wir halten, wenn wir dem Grossschiff vor dem Bug vorbeifahren? Die richtige Antwort lautet: 100 Meter bei Bergfahrt, 200 Meter bei Talfahrt.

Im Bereich Ergolz/Hafeneinfahrt üben wir: Abbremsen bis zum Stillstand. Wenden an Ort (immer mit Bug zum Schilf!). Anlegen am Bug, letzeres quer zur Strömung.

Dann rüber zum Schleusenvorhafen, wo wirklich gar keine Strömung herrscht und die Mauer fest ist. Anlegen am Bug (auf einen vorgegebenen Punkt zielen!) und im Vorwärtsgang festdampfen. Ich treffe nicht exakt, korrigiere falsch, rückwärts, vorwärts, nochmals falsch gedreht und rufe: Stop! - Am Steuer eines Schiffes ist Hast immer falsch. Roman übernimmt das Steuer und macht mir das Manöver geduldig vor. Dann probiere ich nochmals. Immer noch nicht perfekt, aber ich kann diesmal den Bug andrücken. Rückwärts. Nochmals mit dem Bug gegen die Wand. Schon besser. Und nochmals, leicht daneben, aber OK. Für den ersten Versuch muss es noch nicht perfekt sein. Zum üben sind wir ja hier.

Die Stunde ist schon fast wieder vorüber. Ich fahre zurück in den Hafen. Diesmal lege ich selber rückwärts am Steg an. Dank Romans Bemerkungen treffe ich die Parkposition perfekt.

Nächster Termin in einer Woche, wieder Dienstag. Die Woche danach Donnerstag Nachmittag.

Auf der Heimfahrt lasse ich mir die Lektion nochmals durch den Kopf gehen. Und anderes. Warum fährt ein Binnenschweizer, der noch nicht mal Fische isst, überhaupt zu Wasser? --- Ich habe in meinem Leben schon so vieles aus unerklärlichen Gründen gemacht, und bin immer glücklich damit geworden. Mein Glück ist so perfekt, dass es gar nicht mehr besser werden kann. Der Pessimist würde sagen: es kann mir nur noch schlechter gehen. Vielleicht ist es es darum. Man muss an einem Glück arbeiten, damit es bleibt. Unterhalt sozusagen. Jeden Tag etwas neues tun. Wer weiss, vielleicht kommt es wieder einmal gut.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Die erste Fahrstunde

Heute (30. November) ist es soweit. Die erste Motorboot-Fahrstunde auf dem Rhein ist angesagt.

Ich fahre mit dem Schnellzug nach Liestal, von dort sind es 8 Kilometer bis zum Hafen Augst an der Ergolzmündung. Roman lässt mich 10 Minuten warten: Zeit genug für ein paar Schnappschüsse vom Hafen und Begutachtung der hier liegende Schiffe. Alles Einheimische. Kein Fremder legt hier an, jedenfalls ausserhalb der Saison. Fast alles Motorboote, ein Segler, ein Weidling. Aus einem der Motorboote dringt Musik. Es ist voller Werkzeug, und ein Teil der Innenausstattung fehlt. Der Eigentümer befindet sich wohl unter Deck.

Dann ist Roman fertig mit seinen Fahrschülerinnen und es geht zur Sache. Aussenbordmotor mit 80 PS, Kunststoffrumpf 6 Meter lang, 2 Meter breit, 60 cm Tiefgang. Echolot, und GPS sind vorhanden, aber wir fahren nach Tourenzähler.

Roman fährt aus dem kleinen Hafen hinaus in die Ergolz, wo er zwei Landemanöver am den Gäste-Steg demonstriert. Dann fahren wir den Rhein aufwärts. Bei 4000 U/min macht das kleine Boot flotte 35 bis 40 km/h, er nennt es ideale Reisegeschwindigkeit. Aber der Bug zeigt so weit in den Himmel wie ich es von untermotorisierten Hausbooten nie gekannt habe.

Anlegemanöver-Demonstration (immer gegen die Strömung) am Deutschen Steg der Kaiseraugster Fähre. Dann auf der Schweizer Seite Buglandung. Rheinabwärts kann ich wieder ans Steuer und muss nebenbei Theoriefragen beantworten. (Was tun, wenn jetzt der Motor ausfällt. etc).

Überraschenderweise ist die Stunde schon fast um. Ich darf noch durch den schmalen Schlupf in den Hafen einfahren, das Parkiermanöver macht der Chef.

Es ist wie immer auf dem Wasser: die Zeit scheint stillzustehen, und trotzdem geht sie wie im Nu vorbei.

Ich freue mich auf die nächste Fahrstunde.